Zeitgenössische Musik für junge Kontrabassist*innen
In der Zusammenarbeit der Komponist*innen Aigerim Seilova, Stefan Schäfer, Niklas Anczykowski und Christian Renz Paulsen mit den Pädago*innen der HanseBass Katharina von Held, Jella Großmann, Samuel Abreu und Stefan Schäfer sowie deren Schüler*innen sind über das Jahr 2019 hinweg fünf neue Werke für Kontrabass entstanden, die hier vorgestellt werden und zum Download zur Verfügung stehen.
Die Kompositionen
Das Projekt
Zukunftsmusik für Kontrabass bringt Musik aus dem Jetzt in den Kontrabassunterricht.
Wie klingt unsere Welt? Welche Gedanken bewegen Komponist*innen, Schüler*innen und Pädagog*innen in unserer Zeit? Warum spielt zeitgenössische Musik im Instrumentalunterricht meist eine untergeordnete Rolle und wird erst mit fortgeschrittenen Schüler*innen erarbeitet?
Ausgehend von diesen Fragen entstand das Projekt Zukunftsmusik für Kontrabass mit dem Ziel, neue Kompositionen für junge Kontrabassist*innen zu gewinnen. Der Startschuss des Projekts fiel im Mai 2019 im Rahmen des HanseBass-Arbeitstreffen in Schwerin. Dort kamen die beteiligten Komponist*innen und Pädagog*innen zusammen und machten das Unterrichten zeitgenössischer Musik zum Thema. Clemens K. Thomas, Initiator des Projekts Neues Zeug aus Freiburg, hielt einen Impulsvortrag zum Thema „Komponieren für den Kontrabassunterricht“.
Anschließend ging es in die Erarbeitungsphase. Die Komponist*innen und Pädagog*innen tauschten sich aus, arbeiteten mit den Schüler*innen an den Werken und trafen sich zu Unterrichtsbesuchen. Die fertigen Kompositionen wurden in einem Abschlusskonzert am 30.11.19 im Hamburger Konservatorium uraufgeführt. Jedes Werk war hier zweimal zu hören ergänzt durch Kommentare der Komponist*innen zu ihren Stücken.
Ermöglicht wurde das Projekt durch Mittel der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Die Organisation übernahm Juliane Bruckmann.
4 Komponist*innen – 4 Pädagog*innen – 9 Schüler*innen – 5 Student*innen
Die Komponist*innen stammen alle aus dem Hamburger Raum und haben unterschiedliche Bezüge zum Kontrabass. Für die meisten neu war die Herausforderung, für junge Spieler*innen zu schreiben und die technischen Schwierigkeiten des Instruments zu berücksichtigen.
Die Pädagog*innen unterrichten an der Jugendmusikschule Hamburg, dem Hamburger Konservatorium und der Akademie für Musik und Kultur Hamburg. Sie erarbeiteten mit ihren Schüler*innen die entstandenen Werke und experimentierten mit neuen Ansätzen in ihrem Unterricht. Alle Pädagog*innen sind Mitglieder der HanseBass.
Die HanseBass ist ein Verbund von Kontrabasspädagog*innen aus dem norddeutschen Raum, der sich regelmäßig zum Austausch über Themen rund um das Unterrichten trifft. Im Rahmen des Arbeitstreffens in Schwerin im Mai 2019 fand die Kickoff-Veranstaltung des Projekts statt. Beim Arbeitstreffen im Dezember 2019 wurden die Ergebnisse des Projekts vorgestellt und nachbesprochen.
Der Großteil der Schüler*innen spielte zum ersten Mal ein Werk eines/r noch lebenden Komponist*in. Sie zeigten sich begeistert von den neuen Spielarten, der Freiheit mit Klängen umzugehen und der Möglichkeit, mit den Komponist*innen selbst zu sprechen und zu arbeiten.
Die Student*innen der Hochschule für Musik und Theater Hamburg begleiteten das Projekt im Methodik-Unterricht. Sie gaben einen Impulsvortrag über Zugänge zum Unterrichten von neuer Musik bei der Kick-off-Veranstaltung, arbeiteten mit den Schüler*innen an den Kompositionen und bereiteten das Projekt innerhalb ihres Seminars nach.
Musik aus dem Jetzt im Instrumentalunterricht
Lose zusammengetragene Gedanken, Ideen und Anregungen aus dem Methodik-Seminar:
Improvisation und Erforschung des Instrumentes im Unterricht:
- Eine Geistergeschichte vertonen
- Frage-Antwort Spiele
- Klänge des Instrumentes sammeln, dafür Notationsformen finden
- Improvisation zu einem Bild oder einer Stimmung
- Schöne und hässliche Klänge finden
- Mit dem Smartphone Klänge aus dem Alltag aufnehmen und diese versuchen, auf dem Instrument nachzuahmen
- …
Notation: grafische Notation ist für die Schüler*innen leichter umzusetzen als die gleichen Effekte im traditionellen Notationssystem. Gerade beim Stück „Der Spiegel“ konnten sich die Schüler*innen durch die Vereinfachung der Schreibweise mehr auf das Stück einlassen. Über das Erfinden eigener Notationsarten lässt sich gemeinsam reflektieren, was der/die Komponist*in sich gedacht haben mag.
Grenzen aufsprengen: Schüler*innen und Lehrer*innen verlassen gleichsam gewohntes Gebiet und begeben sich auf eine gemeinsame Reise und die Suche nach neuen Klangfarben. Je älter die Schüler*innen sind, desto mehr Hemmungen und Wertungen bringen sie mit. In der Arbeit an zeitgenössischen Kompositionen sind sie über ihren Schatten gesprungen und haben sich auf Neues eingelassen. Die jungen Schüler*innen gingen sehr frei und selbstverständlich an die Kompositionen heran.
Unterrichtsthemen: neue Spieltechniken können gut durch das freie Experimentieren und die Erarbeitung der neu entstandenen Kompositionen eingeführt werden. Darüber hinaus gerieten beim Unterrichten Themen wie das aufeinander Reagieren, Bühnenpräsenz und Gestaltung von Pausen in den Fokus.
Gewohnheiten: wird das Spielen von zeitgenössischer Musik für Schüler*innen selbstverständlich, wenn sie früh damit beginnen? Welche Auswirkungen hätte es, wenn man bereits mit jungen Schüler*innen das Spielen von Vierteltönen trainiert? Klingt ihnen zeitgenössische Musik vertrauter als uns?
Ansprechpartnerin: Juliane Bruckmann E-Mail