Projekt Beschreibung

VERANO CON FUEGO

Komponist: Christian Renz Paulsen

Pädagogin: Jella Großmann

Noten zum Download

Der Komponist über sein Stück

“Verano con Fuego”, Sommer mit Feuer. In diesem kleinen Stück, obwohl es an fortgeschrittenen oder neuen Techniken für Kontrabass mangelt, setze ich den Interpreten kleinen rhythmischen Problemen aus, die aus der Populärmusik, insbesondere der afrolateinamerikanischen Populärmusik, stammen. Die neue Musik verlangt von den Interpreten eine zunehmend polystylistische Haltung. Die traditionelle musikalische Vortragsbezeichnung “Allegro con fuoco”, die ich in der Partitur angebe, stellt den Interpreten in diesem Zusammenhang vor Herausforderungen, da es nicht nur darum geht, die Noten in der Partitur wiederzugeben, sondern auch die subtilen Akzentuierungen und Agogik der im Stil gesteckten Musikphrasen zu interpretieren. Salsa-Musiker nennen es “Sabor” (Geschmack, Aroma, Würze), in den USA “feeling”, “groove”. Wörter, die so akkurat sind, dass sie beschreiben, was gewünscht wird, aber gleichzeitig in ihrer technischen Anleitung unklar sind.

Der 1982 in Barranquilla geborene Deutsch-Kolumbianer Christian Renz Paulsen begann bereits in seiner frühen Kindheit mit der Lehre des klassischen Klaviers bei Rosalba Reina de Villalón, sowie Harmonielehre und Komposition bei seinem Vater Gunter Renz. Im Alter von 13 Jahren
begann er sich intensiv mit der Lateinamerikanischen Musik zu beschäftigen. Einige Jahre später gewann er mit dem Werk “Fantasía sobre el río Sinu” den Ersten Preis beim Kompositionswettbewerb Musica Clasica Caribe 2000.

Seit 2001 lebt Christian Renz in Deutschland, studierte und absolvierte mit Auszeichnung Diplom Jazz-Klavier (Dipl.-Musikl.) und Master Jazzkomposition (M.Mus.) bei Prof. Wolf Kerschek an der Musikhochschule Hamburg. Seither ist er erfolgreich als Pianist, Komponist und Arrangeur tätig. Sein Studium wurde vom Deutschland-Stipendium, welches durch die HfMT Hamburg und den Rotary Club finanziert wurde, und dem Stipendium der Oscar und Vera Ritter Stiftung gefördert. Für sein Werk “Nocturno a la Bella” für Klavier und Flöte erhielt er 2017 den Kompositionspreis der Stadt Barranquilla.

Bisher hat er eine Reihe von Werken für Soloklavier, gemischten Chor, Kammergruppen, Streichquartett, Streichorchester und Sinfonieorchester, Bigband, Jazzensembles und Salsa-Combos komponiert. Seine Werke werden von lateinamerikanischen Rhythmen, der Textur und
Harmonik des Jazz und der klassischen Musik beeinflusst.

Die Pädagogin über das Stück

An “Verano con Fuego“ von Christian Renz Paulsen haben uns zwei Dinge überrascht: der Groove und der Spaß, die von dem Stück ausgehen. Fast poppig, schmissig und wohlklingend kommt dieses Stück als frischer Wind in unser Repertoire. Klassisch gespielt und doch überhaupt nicht langweilig. Rhythmisch fordernd, obwohl nicht kompliziert oder verkopft. Keine konstruierten Takte, sondern ein durchgehender 4/4-Takt, der einen trotzdem immer in verschiedene Richtungen schubst durch den Gebrauch vieler Synkopen, variierender Betonungen und Begleitungen im Tumbao-Feel.

Die zweite Überraschung war das hohe Spielniveau, welches durch das Stück vorausgesetzt wird. Schnell wurde klar, dass ich nur einen ganz kleinen Teil meiner Schüler überhaupt auf dieses Stück Musik „ansetzen“ kann. Es stellte sich meinen Schülern und mir schnell die Frage, worin unsere Aufgabe hier bestehen wird: in der Vorbereitung eines tollen Konzerts oder in der tieferen Auseinandersetzung mit dem Stück und den technischen Herausforderungen? Wir entschieden uns für beides, selbstverständlich – allerdings mit dem Schwerpunkt auf der Erarbeitung des Stücks, nicht auf der Präsentation.

Insbesondere Benno, der mit seinen 10 Jahren einer der jüngsten aber auch einer der aufstrebenden Bassisten in meiner Klasse ist, hat sich seit September 2019 der Erarbeitung von „Verano con Fuego“ verschrieben und 3 Monate durchgehend sehr motiviert an sich und dem Stück gearbeitet. Da Bindungen vieler schneller Achtelnoten in der Übergangslage sich als zu schwer herausstellten, haben wir das Stück stellenweise vereinfacht, konnten aber das Tonmaterial unangetastet lassen.

Lynn, die voraussichtlich im nächsten Jahr die Aufnahmeprüfung für ein Kontrabassstudium machen wird, konnte schnell einen Zugang zum Stück finden und spielt sogar mit dem Gedanken, es in einer Aufnahmeprüfung zu spielen. Die vorgeschlagene Oktavierung einiger Passagen nach oben haben wir trotzdem zugunsten der Aufführung weggelassen, da wir finden, dass die musikalische Geste und der Schwung davon nicht beeinträchtigt werden.

Beide Schüler spielen das Stück langsamer als vom Komponisten gewünscht, beide haben viel daran lernen können.

Unser Fazit: Dank Christian Renz Paulsen existiert ein weiteres interessantes und neues Stück für den Kontrabass! Für Musikschüler ist es vermutlich zu schwer. Es eignet sich für sehr begabte, interessierte jüngere Schüler oder eben ältere, die bereits ein fortgeschrittenes Niveau haben.

Jella Großmann